{"id":482,"date":"2024-03-16T16:44:12","date_gmt":"2024-03-16T16:44:12","guid":{"rendered":"https:\/\/advocatus-veritas.com\/?page_id=482"},"modified":"2024-03-19T13:48:05","modified_gmt":"2024-03-19T13:48:05","slug":"der-stoizismus-die-stoa-von-der-antike-bis-heute","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/advocatus-veritas.com\/de\/philosophie\/der-stoizismus-die-stoa-von-der-antike-bis-heute\/","title":{"rendered":"Der Stoizismus – die Stoa von der Antike bis heute"},"content":{"rendered":"\n
Man kennt heute die Bezeichnung \u201estoische Ruhe<\/strong>“ , „stoische Gelassenheit\u201c oder manch einer wird als \u201eStoiker<\/strong>\u201c bezeichnet. Der Begriff STOA<\/strong> ist hergeleitet von einem \u00f6ffentlichen Geb\u00e4ude, das auf einem Marktplatz im Athen des Altertums stand. Dieses wurde als \u201eSTOA POIKILE<\/strong>\u201c – bunte S\u00e4ulenhalle bezeichnet. Dort gr\u00fcndete Zenon<\/strong> aus Kition (kition – ein Ort auf Zypern) seine philisophische Schule, die ihren Namen also von dem Bauwerk verliehen bekam, in welchem Zenon sich mit seinen Sch\u00fclern traf. Die Stoische Lehre<\/strong> wird in drei wesentliche Phasen im Altertum eingeteilt:<\/p>\n\n\n\n Die r\u00f6mische Zeit der stoischen Philosophie kann man weiter in zwei wesentliche Epochen unterteilen: die republikanische<\/strong> und die kaiserzeitliche<\/strong>. Wobei die Stoiker Cicero<\/strong> und Cato der J\u00fcngere<\/strong> eine wesentliche Rolle bei dem Kampf f\u00fcr den Erhalt der Republik und gegen die Alleinherrschaft von Gaius Julius Caesar spielen (etwa 45 v. Chr.). Sie bleiben dabei allerdings erfolglos.<\/p>\n\n\n\n Hinzu kommt der Neustoizismus<\/strong>. So wird heute die stoische Lehre in Mitteleuropa seit der Renaissance<\/strong> bezeichnet. Mit dieser modernen Ausformung erlangt der Stoizismus in vielf\u00e4ltiger Weise eine gro\u00dfe Bedeutung in der Neuzeit.<\/p>\n\n\n\n Athen sch\u00fcttelte um 370 v. Chr. die Herrschaft von Sparta ab und erlebte anschlie\u00dfend eine wirtschaftliche Bl\u00fcte, bis die Stadt mit ihren Bundesgenossen schon ab 338 v. Chr. zunehmend unter den Einfluss von Makedonien geriet und schlie\u00dflich die Demokratie einb\u00fc\u00dfte und zunehmend unter die fremde Herrschaft fiel. Athen wurde sp\u00e4ter, 86 v. Chr., von den R\u00f6mern erobert und erlebte unter Kaiser Hadrian<\/strong> eine neue Bl\u00fcte. Es entstanden zu dieser Zeit drei neue bedeutende Schulen<\/strong> und Lehren: die Stoische<\/strong>, die Epikureische<\/strong> und der Skeptizismus<\/strong>. Sie wiesen Parallelen auf und \u00e4hnelten sich in ihren Fragestellungen und ihrer Zielsetzung, doch die Antworten auf die Fragen der Zeit und der konstruktive Ansatz unterschieden sich teils deutlich.<\/p>\n\n\n\n Die Epikureer<\/strong> sind benannt nach dem Athener Epikur<\/strong>, dem Begr\u00fcnder ihrer Anschauung. Bei den Epikureern gehen der Ethik ebenfalls die Physik und die Logik als Grundlage voraus. Epikur vertritt die Ansicht, die G\u00f6tter seien von geringer Bedeutung und er leugnet eine Interaktion zwischen G\u00f6ttern und Menschen. Er verbannt quasi die G\u00f6tter in seiner Anschauung aus dem Leben der Menschen und lehrt eine Trennung der Sph\u00e4ren und eine auf die Wissenschaft gest\u00fctzte Einsicht. Die Skeptiker<\/strong> gehen als \u201edie Zweifler\u201c einen anderen Weg. Sie haderten mit fast allen bestehenden philosophischen Richtungen und bezweifelten gar, dass man \u00fcberhaupt Wissen erlangen k\u00f6nne beziehungsweise die Wahrheit zu erkennen in der Lage sein kann. Als Grundlage f\u00fcr die Entstehung des Stoizismus<\/strong> gilt die kynische Lehre<\/strong> (Ursprung der heute genutzten Begriffe „Zyniker“ beziehungsweise „Zynismus“). Die Kyniker<\/strong> gelten als einer von mehreren sich herausbildenden Zweigen der Sokratiker und werden von verschiedenen exzentrischen Pers\u00f6nlichkeiten weitergetragen. Von einer philosophischen „Schule“ in dem Sinne, wie es zu dieser Zeit in Griechenland \u00fcblich war, kann man nicht ausgehen. In Athen hatte Zenon zun\u00e4chst einen engen Kontakt zu dem Kyniker Krates (ein \u00e4hnlicher Sonderling wie Diogenes in der Tonne – Zeitgenosse von Aristoteles und Alexander dem Gro\u00dfen). \u00dcber die kynische Lehre hinaus studierte Zenon weitere Philosophen und gr\u00fcndete darauf seine eigene Schule in der Stoa. Diese hatte N\u00e4he zur kynischen Lehre, aber die Extreme der kynischen Lebenshaltung wurden gewisserma\u00dfen gegl\u00e4ttet. Es finden sich auch Elemente von Heraklit darin. Heraklit der Dunkle, der im Alter als Einsiedler in den Bergen gelebt haben soll, war dem Logos und den Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten auf der Spur und gilt als ein Entwickler des dialektischen Denkens – Dialektik<\/strong>: Kunst der Beweisf\u00fchrung<\/strong>. Was die Logik betrifft, bauten die Stoiker auf den Grundlagen von Aristoteles auf.<\/p>\n\n\n\n Zenons Lehre bot f\u00fcr eine breitere Masse an Menschen eine Lebensorientierung, ein Programm. Das obere Ziel ist hier die Ethik<\/strong> als ein Lebensleitfaden. Der Weg dorthin f\u00fchrte \u00fcber die Physik (Naturwissenschaft, Lehre vom Stofflichen) und die Logik<\/strong> als Lehre der Rhetorik<\/strong> (monologisch), des dialektischen Redens <\/strong>(dialogisch), Argumentierens und scharfsinnigen Denkens und die Perfektionierung hierin (durch Vernunft).<\/p>\n\n\n\n Auch die Stoiker gehen davon aus, dass der Geist bei der Geburt des Menschen eine \u201etabula rasa\u201c ist, also ein leeres, unbeschriebenes Blatt, wie wir heute sagen w\u00fcrden.<\/p>\n\n\n\n Die Physik der Stoiker kennt nur K\u00f6rperliches unterschiedlicher Beschaffenheit und ist materialistisch. Die Vorstellung des Urfeuers, das als Gesetzlichkeit dem Weltganzen innewohnt, ist ebenfalls an Heraklit<\/strong> angelehnt. Eine von innen wirkende Kraft als Teil des Stofflichen wird mit unterschiedlichen Bezeichnungen benannt – Logos, Nous, Seele, Notwendigkeit, Vorsehung – kann aber auch als g\u00f6ttlich oder sogar Gott (Zeus) bezeichnet werden. Das g\u00f6ttliche Prinzip oder die g\u00f6ttliche Vernunft durchdringen den Kosmos. Der Kern der Ethik<\/strong>: Der Mensch als Vernunftwesen sollte seiner Natur entsprechend und vernunftgem\u00e4\u00df leben. Darin besteht die zentrale Tugend, die auch Gl\u00fcckseligkeit verhei\u00dft. Dinge, die f\u00fcr die meisten Menschen einen Wert darstellen, gelten dem Stoiker nichts: Gesundheit, Wohlstand, Besitz, Anerkennung oder Krankheit, Armut, Unehre, Knechtschaft, Alter und Tod – diese Zust\u00e4nde und Umst\u00e4nde sind f\u00fcr den Stoiker bedeutungslos und neutral.<\/p>\n\n\n\n Nun gilt es f\u00fcr den Stoiker zu erkennen, was naturgem\u00e4\u00df und tugendhaft, was schlecht oder gleichg\u00fcltig ist. Die Affekte \u2013 Triebe und Leidenschaften \u2013 behindern uns daran, dies zu erkennen oder dann demgem\u00e4\u00df zu leben. Die Affekte beirren die Vernunft<\/strong>, verstellen uns den Blick f\u00fcr das Richtige und Wesentliche, gaukeln uns Schlechtes oder Gleichg\u00fcltiges als gut<\/em> oder wichtig<\/em> vor und lassen uns dem Falschen nachstreben.<\/p>\n\n\n\n Also gilt der fortw\u00e4hrende Kampf den Affekten<\/strong>. Sind diese bezwungen und \u00fcberwunden, haben wir das Ziel, die Tugendhaftigkeit<\/strong>, erreicht. Ist die Seele dann von Leidenschaften frei, erreicht der Stoiker den Zustand der Leidenschaftslosigkeit<\/strong> \u2013 die apatheia<\/strong> (Apathie). Diese verschafft dem Menschen dann Freiheit, denn er ist weise und erkennt das Richtige und das Falsche und kann demgem\u00e4\u00df handeln.<\/p>\n\n\n\n Apathie<\/strong> (nicht zu verwechseln mit Teilnahmslosigkeit und gleichg\u00fcltiger Passivit\u00e4t), Autarkie<\/strong> (Selbstgen\u00fcgsamkeit) und Ataraxie<\/strong> (Unersch\u00fctterlichkeit) waren die Ziele, die der Stoiker zu erreichen trachtete.<\/p>\n\n\n\n Bis hier erkennt man die Verwandtschaft mit der kynischen Ethik. Jetzt geht aber die Stoa, besonders die j\u00fcngere, unter r\u00f6mischen Einfluss stehende, weiter und betrachtet den Menschen in die Gesellschaft eingeordnet. Die Wertung der Dinge wird neu unterschieden und teils anders bewertet. Die kynische Lehre und auch teils die fr\u00fche stoische Lehre, waren im Grunde egoistisch und auf die eigene Person bezogen (und nach heutiger Betrachtung auch in Teilen wider die Natur des Menschen, vielleicht hatte man einen gewissen Widerspruch auch damals bald \u00e4hnlich erkannt \u2026?). Die Stoiker erheben nun im Gegensatz zu den Kynikern soziale Forderungen<\/strong>: Gerechtigkeit<\/strong> und Menschenliebe<\/strong>. Damit legen sie im Altertum den Grundstein f\u00fcr die Gedanken des Humanismus. Dabei kennen sie keine Standes- oder Landesgrenzen<\/strong>; sie schlie\u00dfen Freie und Sklaven<\/strong> ein. Dieses neue Bewusstsein hatte wahrscheinlich zus\u00e4tzlichen Anschub bekommen durch den Kontakt zu dem umfassenden r\u00f6mischen Staatsgebilde. Das R\u00f6mische Reich schloss durch Expansion andere V\u00f6lker \u2013 zwangsweise durch Kolonisierung \u2013 mit ein und machte diese teilweise zu r\u00f6mischen Staatsb\u00fcrgern. Man kann eine Wechselwirkung vermuten zwischen dem r\u00f6mischen Geist und Selbstverst\u00e4ndnis und andererseits der stoischen Auffassung. Die stoische Lehre gewann wiederum sp\u00e4ter auf die r\u00f6mische Politik und Gesetzgebung Einfluss. Neben dem Gr\u00fcnder Zenon<\/strong>, geh\u00f6rten auch Kleanthes<\/strong> und Chrysippos<\/strong> der alten Schule<\/strong> an. Panaitios<\/strong> modifizierte die stoische Lehre und ebnete ihr, neben dem R\u00f6mer CICERO, den Weg in die r\u00f6mische Welt (\u00fcber den politischen Kontakt zu Scipian Aemilianus). Durch Milderung der strengen Affektenbeherrschung – Vernunftsteuerung, statt strikte Triebunterdr\u00fcckung und weitere Formung und Verfeinerungen, hin zu einer individuellen Unterscheidung der Pflichten nach Art und Umfang, wurde die Lehre damit akzeptabler f\u00fcr die r\u00f6mische Oberschicht.<\/p>\n\n\n\n Posaidonis<\/strong> gilt als einer der letzten bedeutenden griechischen Forschungsreisenden und Universalgelehrten nach Aristoteles. Er baute die Lockerungen und Verfeinerungen der stoischen Lehre weiter aus. Poseidonios, der in Athen Sch\u00fcler des Panaitios war, gr\u00fcndete schlie\u00dflich auf Rhodos<\/strong> seine eigene Philosophieschule<\/strong>, wo auch Cicero<\/strong> ihn aufsuchte, um seinen Vorlesungen zu folgen. Und Cicero sorgte wiederum mit seinem Werk „De officiis<\/strong>“ daf\u00fcr, dass die Pflichtenlehre des Panaitios \u00fcberliefert wurde.<\/p>\n\n\n\n Marcus Tullius Cicero<\/strong>, war ein bekannter r\u00f6mischer Redner, Jurist, bedeutender Staatsmann, Schriftsteller und Philosoph. Geboren wurde Cicero 106 v. Chr. in Arpinum; er starb 43 v. Chr. bei Formiae. Er war ber\u00fchmt, als er ab 63 v. Chr. das Konsulat bekleidete. Cicero verteidigte die Republik entschieden gegen Verschw\u00f6rungen und Korruption und erhielt wenigstens eine hohe Auszeichnung. Cicero war als Redner und stilistisch als Verfasser von B\u00fcchern und Briefen herausragend und eine Ber\u00fchmtheit. Er stand auf der Seite der Republikaner gegen die Machtanspr\u00fcche C\u00e4sars<\/strong>. Nach Caesars Ermordung, 44 v. Chr., fl\u00fcchtete Cicero, weil er f\u00fcrchten musste, dass er in Verdacht ger\u00e4t, mit der Verschw\u00f6rung gegen Caesar in Verbindung gebracht zu werden. Auf der Flucht wurde er get\u00f6tet. Cato<\/strong> der J\u00fcngere (CATO Uticensis) war ein r\u00f6mischer Soldat, Staatsmann, Jurist und Philosoph und bekannter Anh\u00e4nger der stoischen Lehre. Er lebte von 95 bis 45 v. Chr. und war Widersacher von Caesar<\/strong>. Cato versuchte im B\u00fcrgerkrieg vergeblich mit Anh\u00e4ngern zu verhindern, dass Caesar die Republik beseitigt und als Alleinherrscher die Macht im Reich an sich rei\u00dft. Cato war bekannt f\u00fcr sein Eintreten f\u00fcr Tugendhatigkeit, Standhaftigkeit, Ehre und vor allem Unbestechlichkeit. Er starb in Nord-Afrika nach der Niederlage gegen die Armee Caesars durch die eigene Hand. Er gilt, wie Cicero, bis heute als Vorbild. Mehr \u00fcber Cato findet man hier (auf Deutsch)<\/a>.<\/p>\n\n\n\n Bedeutenden Wandel und Fortentwicklung erfuhr die Stoa in der dritten Periode, im r\u00f6mischen Reich. Die ethische Lehre war hier besonders im Interesse. Entwickelt wurde sie unter anderem durch Lucius Annaeus Seneca<\/strong>, den ehemaligen Sklaven Epiktetos<\/strong> (etwa 50 bis 130) und durch Kaiser Marcus Aurelius<\/strong> (121 bis 180).<\/p>\n\n\n\n Die Stoiker unterlagen je nach Herrscher wechselnder Akzeptanz oder Ablehnung. Seneca hatte in seinem Leben diese Wechsel zu sp\u00fcren bekommen. Er musste zwischenzeitlich acht Jahre in Verbannung auf Korsika leben (ab 41). Zuvor arbeitete er als Beamter. Als Agrippina die J\u00fcngere<\/strong> ihn als Erzieher und Lehrer f\u00fcr ihren 12j\u00e4hrigen Sohn Nero<\/strong> haben wollte, wurde Seneca zur\u00fcckgeholt. Von 54 bis 62 blieb Seneca am kaiserlichen Hof und hatte eine einflussreiche Stellung. Er verfasste noch zahlreiche, viel gelesene Schriften. \u201eDer letzte Lebenstag, vor dem dir so graut, ist der Geburtstag der Ewigkeit. Wirf alle Last von dir! Wozu das Z\u00f6gern? Hast du nicht einst auch den Leib verlassen, der dich der Welt verbarg und das Licht des Tages erblickt? Du z\u00f6gerst und willst nicht? Auch damals hat dich die Mutter unter schweren Leiden ans Licht gebracht. Du seufzest und weinst? Das tun auch die Neugeborenen.\u201c<\/em><\/p>\n\n\n\n Von der Verfolgung durch Nero<\/strong> waren auch andere Stoiker betroffen, wenigstns einer wurde hingerichtet, Musonius wurde auf eine \u00c4g\u00e4is-Insel verbannt, dort hatte er viele Zuh\u00f6rer und Anh\u00e4nger, auch der ehemalige Sklave Epiktet geh\u00f6rte dazu. Er gr\u00fcndete sp\u00e4ter eine Schule in Nikopolis. Das Blatt f\u00fcr die Stoiker am Kaiserpalast wendete sich wieder zum Guten, und Epiktet<\/strong> genoss Ansehen bei Kaiser Hadrian<\/strong>. Kaiser Hadrian veranlasste, dass sein Nachfolger, Antoninus, den jungen Marcus Aurelius<\/strong> adoptierte und ihm eine gute Erziehung zuteilwerden lie\u00df. Er sieht seine Aufgabe als vom Schicksal gegeben und trachtet, sie bestm\u00f6glich zu erf\u00fcllen und seiner Verpflichtung nachzukommen. Er sah sich im Dienste am Staate und am Gemeinwesen. \u00dcberheblichkeit, Selbst\u00fcbersch\u00e4tzung und das Streben nach pers\u00f6nlichem Vorteil oder Reichtum sind Untugenden, denen er nie verf\u00e4llt. Er lebt einfach und oft mit den Soldaten im Feld.<\/p>\n\n\n\n Kaiser Marc Aurel zeigt den Stoischen Ethos des Gemeinschaftssinnes deutlich in den folgenden Zeilen, in denen er sich selbst ermahnt: Die egoistische Selbstverleugnung der Kyniker ist hier einer Aufopferung und Hingabe an die Gemeinschaft gewichen. Im fortgeschrittenen Alter verfasste er selbst bedeutende stoische Schriften. Kaiser Aurelius gilt als letzter sch\u00f6pferischer Vertreter der Stoa.<\/p>\n\n\n\n Nach Marcus Aurelius verliert eine eigenst\u00e4ndige stoische Lehre an Bedeutung, aber sie wirkt fort in der Verschmelzung mit dem aufkommenden Christentum<\/strong> \u2013 eine Religion in ihren Urspr\u00fcngen und eine philosophische Lehre, die f\u00fcreinander geschaffen sind.<\/p>\n\n\n\n Es bestehen Parallelen, die eine Verbindung herausfordern:<\/p>\n\n\n\n Allerdings wurde dieser neue christliche Glaube aus der r\u00f6mischen Provinz in Rom zun\u00e4chst nicht gerne gesehen, weder von Marcus Aurelius noch von anderen Stoikern. Marcus Aurelius bek\u00e4mpfte die fr\u00fchen Christen; die Stoiker wollten die bestehende Religionsordnung und Kultur nicht einb\u00fc\u00dfen. Erst in der Renaissance feierte die Stoa eine Wiederauferstehung in der Form des Neustoizismus. Der bedeutende Universalgelehrte Desiderius Erasmus von Rotterdam<\/strong> (geboren etwa 1467 in Rotterdam und gestorben 1536 in Basel) ver\u00f6ffentlichte eine Ausgabe von Senecas Schriften<\/strong>.<\/p>\n\n\n\n Diese finden auch bei den Reformern Luther<\/strong> (1) und Zwingli<\/strong> (2) Anklang und beeinflussen somit sicherlich die Entwicklung der protestantischen Lehre, deren Theologie dem Christentum sp\u00e4ter zu einem „reformerischen Schritt zur\u00fcck“ verhilft. Erasmus schlie\u00dft sich selbst nie der lutherischen Bewegung an und befindet sich stattdessen in einem theologischen Streit mit Luther.<\/p>\n\n\n\n In der philosophischen Auseinandersetzung von Erasmus mit der Stoa finden die Reformer die Strenge, Einfachheit und Diszipliniertheit des fr\u00fchen Christentums wieder, die das r\u00f6misch-katholische, west-europ\u00e4ische Christentum lange schon eingeb\u00fc\u00dft hatte. Die r\u00f6misch-katholische Kirche und das Papsttum hatten im Laufe der Jahrhunderte die Werte und Gebote der christlichen Lehre nicht nur missachtet, sondern nach der Auffassung vieler gelehrter Christen verraten und verkehrt. Mit der Wiederentdeckung der alten Philosophie der Stoa in der Renaissance fanden reformorientierte und kritische Denker und Gelehrte unter den christlichen Theologen zu den Urspr\u00fcngen ihres Glaubens und Inspiration.<\/p>\n\n\n\n W\u00e4hrend der Phase der Reformation zog so der Einfluss der Stoa auch in den Calvinismus und Puritanismus und weitere reformatorische christliche Str\u00f6mungen ein. Folgt man Max Weber<\/strong> (in \u201eDie protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus\u201c , von 1904) fand die stoische Lehre sogar Eingang \u00fcber die Calvinistische Arbeitsethik und die allgemeine Protestantische Ethik und Pflichtenlehre in die Fundamente der mitteleurop\u00e4ische Arbeits- und Wirtschaftsmentalit\u00e4t. (3)<\/p>\n\n\n\n \u00dcber einen ganz anderen Weg hat der Stoizismus ebenfalls bis in die Neuzeit \u00fcberdauert. Viele europ\u00e4ische Philosophen nach der Renaissance lie\u00dfen sich von Seneca inspirieren. Der erste, der eine neustoizistische Bewegung<\/strong> in Gang setzte, war der Flame Justus Lipsius<\/strong> (1547 bis 1606). Er war bem\u00fcht nachzuweisen, dass das Christentum und Stoizismus miteinander vereinbar sind.<\/p>\n\n\n\n Auch Michel de Montaigne<\/strong> (1533 bis 1592) beruft sich auf Plutarch und Seneca, sp\u00e4ter kn\u00fcpfen Ren\u00e9 Descartes<\/strong> (1596 bis 1650) und Philipp Melanchthon <\/strong>(1497 bis 1560) an. Melanchthon war reformerischer Theologe und enger Vertrauter und Mitstreiter Martin Luthers.<\/p>\n\n\n\n Weiter fand der Stoizismus Eingang in das Schaffen des in seiner Zeit vielfach geschm\u00e4hten Baruch Spinoza<\/strong> (4). Spinozas Schriften wiederum \u00fcbten Faszination aus auf die deutschen Dichter Lessing, Herder und Kant; auch Goethe, Schiller und Heinrich von Kleist wurden durch Spinoza und andere stoizistisch beeinflusste Denker inspiriert.<\/p>\n\n\n\n Die europ\u00e4ische Aufkl\u00e4rung, die wesentlichen Antrieb in Frankreich erhielt, war mit ihrer Betonung der Vernunft und den Naturlehren im Grunde angeleitet von stoischem Denken, wenngleich sie sich tendenziell in eine andere Richtung des Denkens und Handelns entwickelte. Auch wendeten sich Denker dieser Zeit einem pantheistische Weltbild zu, so etwa deutlich erkennbar in den Werken von Johann Wolfgang von Goethe. <\/p>\n\n\n\n Besonders in Deutschland hat die stoische Ethik von einer weiteren Seite her eine Wirkung entfaltet. Der preu\u00dfische Staat des 18. und 19. Jahrhunderts mit seinem Wertefundament aus Tugend, Treue- und Disziplinkodex und Gen\u00fcgsamkeit tr\u00e4gt deutliche Z\u00fcge des stoischen Denkens und das nicht zuf\u00e4llig: Friedrich der II.<\/strong> von Preu\u00dfen, mit dem Beinamen \u201eder Gro\u00dfe\u201c (der sich selbst als \u201eder oberste Diener des Staates\u201c sah), nahm sich die Stoiker zum Vorbild. Friedrich II. (geboren 1712, gestorben 1786) bezeichnete sich selbst als stoischen Philosophen und gab die entsprechenden Ideale weiter an seine Nachfolger und an die Offiziersanw\u00e4rter, die Seneca, Epiktet und Cicero zu lesen hatten. <\/p>\n\n\n\n Schon der Vater Friedrich des Gro\u00dfen<\/strong>, der als \u201eSoldatenk\u00f6nig<\/strong>\u201c bezeichnete Friedrich Wilhelm<\/strong> (1688 bis 1740, K\u00f6nig ab 1713), war – auch aus eigenem Antrieb – dem einfachen, anspruchslosen und gen\u00fcgsamen Leben und Diszipliniertheit seit seiner Kindheit zugetan. Er war ein au\u00dfergew\u00f6hnlicher und schwieriger Mensch, der sich selbst aber auch anderen Selbstdisziplin und H\u00e4rte abverlangte.<\/p>\n\n\n\n Im Alter von 10 Jahren, als Kronprinz, bekam Friedrich Wilhelm<\/strong> sein erstes eigenes Landgut und Jagdschloss, K\u00f6nig Wusterhausen<\/strong> in Brandenburg (s\u00fcdlich von Berlin), von seinem Vater geschenkt. Das heruntergekommene Anwesen lie\u00df er herrichten und ordentlich bewirtschaften. Er schlief dort sp\u00e4ter in einer einfachen Kammer auf einer Pritsche. Mahlzeiten wurden schlicht und h\u00e4ufig im Freien abgehalten, zum Leidwesen der Familie und Bediensteten. <\/p>\n\n\n\n Prunk, Pracht und Pomp lagen ihm fern. Aufw\u00e4ndiges Hofzeremoniell wurde unter ihm abgeschafft, und einen gro\u00dfen Hofstaat gab es nicht. Sparsamkeit, Pragmatismus und zweckm\u00e4\u00dfiger Umgang mit den verf\u00fcgbaren Mitteln waren f\u00fcr den preu\u00dfischen K\u00f6nig Friedrich Wilhelm I. oberstes Gebot. Er \u00fcbernahm von seinem Vater einen verschuldeten und in Kriege verwickelten Staat in desolatem Zustand. Preu\u00dfen wurde unter Friedrich Wilhelm I. ein schuldenfreier Staat mit Guthaben, starkem Milit\u00e4r, reger Baut\u00e4tigkeit und Entwicklung auf vielen Gebieten. Bildung genoss einen hohen Stellenwert. Arbeit und Flei\u00df waren seiner Auffassung nach f\u00fcr einen Monarchen selbstverst\u00e4ndlich, und er galt als der flei\u00dfigste Herrscher in Europa. Der Soldatenk\u00f6nig begann keinen neuen Krieg. Die einzige kriegerische Auseinandersetzung war 1714 der erfolgreiche Pommernfeldzug, gemeinsam mit Verb\u00fcndeten, gegen Schweden. Dabei handelte es sich quasi um eine Fortf\u00fchrung des Gro\u00dfen Nordischen Krieges, der schon zur Regentschaft seines Vaters lief.<\/p>\n\n\n\n Seinem Volk verlangte der K\u00f6nig allerdings auch vieles ab; sein Sohn Friedrich hatte unter ihm h\u00e4ufig zu leiden. Weithin bekannt wurde die Toleranz in Preu\u00dfen. Verfolgte Protestanten aus anderen europ\u00e4ischen Staaten fanden in Preu\u00dfen Zuflucht, konnten sich ansiedeln und wurden in gro\u00dfer Zahl erfolgreich eingegliedert. Besonders die in Frankreich verfolgten Hugenotten fanden in Preu\u00dfen Schutz und eine neue Heimat. Friedrich Wilhelm wurde von einem hugenottischen Lehrer unterrichtet und erhielt eine calvinistische Erziehung.<\/p>\n\n\n\n Seine Armee und milit\u00e4rische Ausr\u00fcstung waren der Stolz des K\u00f6nigs. Seine seit der Kindheit bestehende Achtung f\u00fcr das Milit\u00e4rische und die Liebe zu den hervorragend ausgebildeten Soldaten hielten ihn davon ab, leichtfertig einen Krieg zu f\u00fchren. Durch seine Kriegsscheu und das schlichte, prunklose h\u00f6fische Leben in Preu\u00dfen war der K\u00f6nig gewisserma\u00dfen ein Au\u00dfenseiter unter den europ\u00e4ischen Herrschern und Adeligen. Die neustoischen Schriften aus den Niederlanden fielen bei ihm schon auf fruchtbaren Boden. <\/p>\n\n\n\n Sein Sohn, Friedrich der Gro\u00dfe<\/strong>, nahm diese Philosophie dann f\u00fcr sich voll und ganz an und entwickelte die stoischen Ideale f\u00fcr sich und seinen Staat weiter. Religi\u00f6se und f\u00fcr die damalige Zeit relative weltanschauliche Toleranz wurden unter ihm in Preu\u00dfe weiter kultiviert. Von Friedrich dem Gro\u00dfen soll der Ausspruch stammen „Ein jeder soll nach seiner Fasson seelig werden.“ Unter ihm wurde in Preu\u00dfen die Folter als Verh\u00f6rmethode abgeschafft.<\/p>\n\n\n\n \u00dcber den Einfluss, den Preu\u00dfen im weiteren Verlauf der Geschichte auf die gesamtdeutsche Entwicklung aus\u00fcbte, hatte die stoische Philosophie ma\u00dfgeblichen, indirekte Wirkung auf Deutschland, die Staatsorganisation und die Mentalit\u00e4t im Kaiserreich und wirkte so auf Deutschland bis ins 20 Jahrhundert.<\/p>\n\n\n\n Neben dem Stoizismus erlangt auch die Aufkl\u00e4rung am Preu\u00dfischen Hof Ansehen, was auf die Regentschaft Friedrich des Gro\u00dfen Einfluss aus\u00fcbt. In K\u00fcrze wird dies in dem Beitrag \u00fcber Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung, Teil 1<\/a> erl\u00e4utert. (4)<\/p>\n\n\n\n Ebenso \u00fcbte die stoische Philosophie auf dem einen oder anderen Wege einen Einfluss aus auf Herrscher, die Bildung, das Denken und das geistige Schaffen in anderen Staaten. Besonders in Frankreich im Zuge der Aufkl\u00e4rung und die Schriften der Humanisten finden stoische Gedanken ihren Weg. Auch in den Niederlanden, wie oben erw\u00e4hnt, entfalten sie ihre Wirkung. <\/p>\n\n\n\n Man kann sicherlich behaupten, dass die Philosophie der Stoa eine der einflussreichsten und wirkm\u00e4chtigsten Denkrichtungen, Lebensleitlinien und Lehren f\u00fcr die europ\u00e4ische Entwicklung hervorbrachte.<\/p>\n\n\n\n Auch heute noch kann der Stoizismus f\u00fcr uns moderne Menschen hilfreich und richtungsweisend sein. Es ist auffallend, wie viele Internet-Seiten, YouTube-Kan\u00e4le und verschiedenartige Ratgeber in zahlreichen Sprachen direkt Bezug auf die stoische Philosophie nehmen. Zahlreiche erkl\u00e4ren, mit dem modernisierten Stoizismus Antworten auf die Fragen unserer Zeit und einen Rahmen f\u00fcr moderne Lebensf\u00fchrung zu geben.<\/p>\n\n\n\n In der Tat suchen sehr viele Menschen rund um die Welt in den Zeiten von Industrie, Stadtleben, Informationstechnik und Digitalisierung, Konsumismus, Globalisierung und undurchdringlicher Weltpolitik nach Leitlinien im Leben. Vielen geht heute, da auch in einigen Kulturkreisen Religionen an Bedeutung verlieren, die Gesellschaft und Politik un\u00fcberschaubar werden die Orientierung f\u00fcr das eigene Leben verloren. Auf der Suche treffen Menschen auf die Stoa und deren Denker und k\u00f6nnen in der heutigen Welt daher die Leitlinien erkennen, die hilfreich und universell zugleich sind.<\/p>\n\n\n\n Es werden auch in den westlichen und (bisher) wohlhabenden L\u00e4ndern die Suche nach Einfachheit und Bescheidenheit kultiviert. Manche kommen aus dem \u00dcberdenken des \u00dcberflusses her und dem Wunsch, Verschwendung zu vermeiden auf die Fragen von Vereinfachung (Simplifizierung). Andere geraten aus der Notwendigkeit zu einer schlichten Lebensf\u00fchrung, weil durch wirtschaftliche Bedingungen – Geldentwertung und Preissteigerung, knappem Wohnraum und anderes – gespart und vereinfacht werden muss. Man kann diesen Fragen und Zw\u00e4ngen allerdings auch mit konstruktiver Weisheit und philosophischer Betrachtung begegnen, eine gedankliche Systematik zur Grundlage w\u00e4hlen. Hierbei bietet das stoische Denken und F\u00fchlen auch f\u00fcr moderne Menschen einen Rahmen. <\/p>\n\n\n\n Fu\u00dfnoten:<\/p>\n\n\n\n Die Stoa und die Bedeutung der stoischen Philosophie f\u00fcr die abendl\u00e4ndischen Geschichte und Kultur Man kennt heute die Bezeichnung \u201estoische Ruhe“ , „stoische Gelassenheit\u201c oder manch einer wird als \u201eStoiker\u201c bezeichnet.Man meint damit zumeist einen […]<\/a><\/p>\n<\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div>","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"parent":27,"menu_order":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"footnotes":""},"class_list":["post-482","page","type-page","status-publish"],"yoast_head":"\n
Man meint damit zumeist einen gleichm\u00fctigen und duldsamen Menschen oder einfach jemanden mit einem dicken Fell, der Gef\u00fchle und innere Regungen nicht zeigt.
Doch hinter diesen Begriffen verbirgt sich noch viel mehr.<\/p>\n\n\n\nAllgemeines zur STOA<\/h2>\n\n\n\n
Zenon der Stoiker<\/strong>, wie er auch genannt wird, stammte aus der Peripherie des griechischen Raumes und war vermutlich griechisch-orientalischer Abstammung. Soweit bekannt, f\u00fchrte Zenon ein bewegtes Leben als Kaufmann, bis er nach Athen kam. Er soll zuvor mit seinem Handelsschiff Schiffbruch erlitten haben, wobei er sein Hab und Gut verlor. Laut \u00dcberlieferung erkl\u00e4rte Zenon sp\u00e4ter, dieser Verlust sei das Beste gewesen, was ihm in seinem Leben widerfuhr.
Zenon lebte zwischen 340 u. 260 v. Christus (anderen Angaben folgend wahrscheinlich 333 – 264 v. Chr.).<\/p>\n\n\n
\n
etwa ab 300 v. Chr.<\/li>\n\n\n\n
Das Ende der stoischen Lehre im Altertum wird markiert
durch den R\u00f6mischen Kaiser Marcus Aurelius<\/strong> (121 – 180).<\/li>\n<\/ul>\n\n\n
Der Beginn: Das 4. Jahrhundert vor Christus – eine Zeit des Umbruchs in Griechenland<\/h3>\n\n\n\n
Diese Zeit des Wechsels, der Unbest\u00e4ndigkeit und Unsicherheit forderte neuartige philosophische Gedanken durch eine Reflexion der nachhaltig gewandelten \u00e4u\u00dferen Situation. Au\u00dferdem fanden Einfl\u00fcsse aus anderen Kulturkreisen ihren Weg in die Gedankenwelt der griechischen Philosophie.<\/p>\n\n\n\n
Was die Ethik und die Einstellung zur Politik betrifft, sieht er einen R\u00fcckzug aus dem politischen Geschehen als erstrebenswert und eine Hinwendung zum Privaten und zur Geselligkeit, Genuss und die Sinnesfreude als Ziel sowie das Erreichen von Gl\u00fcckseligkeit durch eine gez\u00fcgelte Hinwendung zu Sinnesfreuden.<\/p>\n\n\n\n
Aber auch ihr Ziel ist es, \u00fcber die Naturwissenschaft, die Logik und die Erkenntnistheorie zu einem Gleichmut und einer heiteren, unersch\u00fctterlichen Seelenverfassung zu gelangen.
In der mittleren Periode (3. u. 2. Jahrhundert v. Chr.) ihres Bestehens war die platonische Akademie der Hauptsitz der Skepsis.<\/p>\n\n\n\nGrundlegende Charakteristik und Herkunft des Stoizismus<\/h2>\n\n\n\n
Extreme Bescheidenheit<\/strong>, Bed\u00fcrfnislosigkeit<\/strong> und Enthaltsamkeit<\/strong> sind Merkmale der Ethik und Lebensf\u00fchrung der Kyniker. Alles ist einfach<\/strong> und dadurch derb, auch die wenig geschliffenen, schmucklosen Reden der Kyniker. Da sie keinen Beruf aus\u00fcben, haben die Kyniker keinen Besitz und legen auch keinen Wert darauf. Auch viele andere Werte, Wertvorstellungen lehnen sie als bedeutungslos ab. Das Sein und der (wirkliche) Reichtum eines Menschen bemessen sich an seinem Geist<\/strong>, Wissen<\/strong> und Weisheit<\/strong>.<\/p>\n\n\n\n
Die Lehre ist zutiefst pantheistisch<\/strong>. (->Aller Stoff (Hyle) ist durch g\u00f6ttliche Vernunft (Logos) beseelt.)<\/p>\n\n\n\n
Der Mensch <\/strong>wird betont als Vernunftwesen<\/strong> bezeichnet. Die Vernunft und die M\u00f6glichkeit des Erkennens von g\u00f6ttlichen Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten und der bewussten Sammlung von Erfahrunge<\/strong>n sowie deren Auswertung (empirische Sichtweise) ist eine Grundlage dieser Ethik.
Ferner existieren in der stoischen Lehre die Kausalketten, die alles Geschehen miteinander Verbinden, alles geh\u00f6rt zusammen, nichts vom menschlichen Handeln bleibt davon ausgenommen.
Das Schicksal des Einzelnen ist an die Kausalketten gebunden und die Vorsehung sollte man nicht abzuwenden versuchen.<\/p>\n\n\n\nDie stoische Ethik als Lebensf\u00fchrung<\/h3>\n\n\n\n
Die entgegengesetzte Schlechtigkeit besteht in einem nicht-vernunftgem\u00e4\u00dfen Leben, wider die menschliche Natur, und es ist damit untugendhaft.<\/p>\n\n\n\n
Ehe<\/strong>, Familie<\/strong> und Staat<\/strong> erhalten nun einen gewissen Wert und finden nun vor dem Stoiker eine Rechtfertigung \u2013 begr\u00fcndet aufgrund von Notwenigkeit.<\/p>\n\n\n\n
Aber eine kosmopolitische Orientierung und die Nicht-Ber\u00fccksichtigung von Standesgrenzen waren schon der urspr\u00fcnglichen Stoa zueigen.<\/p>\n\n\n\n
R\u00f6mische Grundwerte, wie die W\u00fcrde der Pers\u00f6nlichkeit (f\u00fcr Staatsb\u00fcrger), unbedingte Pflichterf\u00fcllung<\/strong> und Diszipliniertheit<\/strong> entsprechen der stoischen Lehre. Beides erg\u00e4nzte einander und ist bald untrennbar miteinander verbunden.<\/p>\n\n\n\nBedeutende Personen der Stoa<\/h2>\n\n\n\n
Panaitios<\/strong> und Poseidonis<\/strong> geh\u00f6rten der mittleren Schule<\/strong> an. Mit ihnen endete vermutlich die Kontinuit\u00e4t der attischen Schule (\u00c4ra in Athen) nach etwa 200 Jahren.<\/p>\n\n\n\n
Cicero \u00fcbersetzte die Werke griechischer Philosophen in die lateinische Sprache und machte somit diese den R\u00f6mern zug\u00e4nglich. Mit den Stoikern befasste er sich intensiv und verfasste B\u00fccher \u00fcber deren Lehren so „Paradoxa Stoicorum“. In seinen Schriften bezog er sich in provokanter Weise auch auf Cato den J\u00fcngeren.<\/p>\n\n\n\n
Obgleich Seneca sich in dieser Aufgabe viel M\u00fche gab, den k\u00fcnftigen Herrscher von der stoischen Lehre zu \u00fcberzeugen, ihm die Werte Milde und G\u00fcte nahelegte und f\u00fcr ihn eine umfangreiche Denkschrift verfasste, lie\u00df sich Nero nicht davon vereinnahmen. <\/p>\n\n\n\n
Als im Jahr 65 eine Verschw\u00f6rung gegen Kaiser Nero<\/strong> aufgedeckt wurde, geriet Seneca in Verdacht der Beteiligung und wurde verurteil, sich das Leben zu nehmen.<\/p>\n\n\n\n
Er befasste sich mit dem Thema Freiheit, dachte aber nicht an die Abschaffung der Sklaverei. Er wand sich eher der strikten alten Stoa zu, entwickelte noch Gedanken zu der Unab\u00e4nderlichkeit und der Beeinflussbarkeit von Umst\u00e4nden des Lebens.<\/p>\n\n\n\nWieder Stoiker am kaiserlichen Hof in Rom<\/h3>\n\n\n\n
Der r\u00f6mische Kaiser Marcus Aurelius<\/strong> wurde geboren im Jahr 121, wurde 161 Kaiser und starb im M\u00e4rz 180 in Vindobona, dem heutigen Wien, an der Pest.
Marcus Aurelius hatte noch als junger Thronanw\u00e4rter die Gelegenheit, in Rom einen Vortrag des griechischen Stoikers Apollonius zu h\u00f6ren. Marcus Aurelius, der schon in seiner Erziehung die Grunds\u00e4tze des Stoizismus erfuhr, nahm die Inhalte auf und blieb sein Leben lang der stoischen Lehre treu. Er setze sie konsequent in seiner pers\u00f6nlichen Lebensf\u00fchrung wie auch als Staatsmann und Feldherr um. Seine Zeit als Kaiser war f\u00fcr das R\u00f6mische Reich von gro\u00dfen Unruhen, Aufst\u00e4nden, Kriegen, einer Tiber-\u00dcberschwemmung und Krankheitsepidemien gekennzeichnet.<\/p>\n\n\n\n
\u201eArbeite! Aber nicht wie ein Ungl\u00fccklicher oder wie einer, der bewundert oder bemitleidet werden will. Arbeite oder ruhe, wie es das Beste f\u00fcr die Gemeinschaft ist.<\/em>\u201c<\/p>\n\n\n\nDie Stoische Lehre nach Mark Aurel – das Christentum<\/h3>\n\n\n\n
\n
Marcus Aurelius starb; die Stoiker vermochten die Entwicklung nicht aufzuhalten, und sie verloren an Bedeutung. Das Christentum erstarkte gegen verschiedene Widerst\u00e4nde und trotz anf\u00e4nglicher, brutaler Verfolgung und nahm die stoische Lehren auf. Senecas Schriften erfreuten die fr\u00fchen Christen.<\/p>\n\n\n\nDer Stoizismus in der Neuzeit<\/h2>\n\n\n\n
Die j\u00fcngere deutsche Geschichte und die Stoa<\/h3>\n\n\n\n
Welche Bedeutung haben stoisches Denken und die Werte der Stoiker heute noch?<\/h2>\n\n\n\n
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K\u00f6nig Friedrich II., der Gro\u00dfe<\/strong>, pflegte mit dem\u00a0franz\u00f6sischen Philosophen Francois Marie Arouet Voltaire<\/strong>\u00a0von 1736 bis zu dessen Tode, 1778, einen wechselvollen Austausch, gepr\u00e4gt von zeitweiliger gegenseitiger Verehrung, Inspiration aber auch zwischenzeitlicher Entt\u00e4uschung und Abneigung. Voltaire weilte zu l\u00e4ngeren Aufenthalten am Hofe des preu\u00dfischen K\u00f6nigs. So fanden aufkl\u00e4rerische Gedanken und die Ideale des\u00a0Humanismus<\/strong>\u00a0Einzug in deutsches Gebiet, lange vor der Franz\u00f6sischen Revolution und Napoleon Bonaparte mit dessen, der Revolution folgenden zerst\u00f6rerischen franz\u00f6sischen Kriegsz\u00fcgen durch Europa, in deren Folge paradoxerweise diese Ideale mit Waffen, Barbarei und Zerst\u00f6rung gewaltsam Verbreitung fanden.<\/li>\n<\/ol>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"